von Birgit Schürmann
Wie Sie mit Storytelling Ihre Zuhörer fesseln
Jorge Bucay (argentinischer Autor) bringt es treffend auf den Punkt:
Kindern erzählt man Geschichten, damit sie einschlafen - Erwachsenen, damit sie aufwachen.
Die Erzählmethode Storytelling wurde bei uns durch die Amerikaner bekannt, die das Präsentieren bereits von Kindesbeinen an lernen.
Mittlerweile ist die rhetorische Methode DAS Schlagwort des hiesigen Marketings. Dahinter steckt der Gedanke: Eine lebendige Geschichte erzielt eine wesentlich höhere Aufmerksamkeit, als eine nüchterne Ansprache.
Storytelling verbindet Emotionen und Informationen
Moderne Werbespots fahren dafür alle Möglichkeiten des großen Kinos auf – wir bekommen großartige Landschaftsaufnahmen oder beeindruckende Kamerafahrten zu sehen, witzige Drehbücher werden verfasst und dem Spot wird ein zackiger Schnitt, eine sonore Sprecherstimme oder opulente Filmmusik verpasst.
Klar, bei einem Fachvortrag stehen uns diese Mittel nicht zur Verfügung. ABER: Gut erzählte Geschichten hat eine ähnliche emotionalisierende Wirkung und begeisterte Redner ziehen ihr Publikum ebenso in Bann.
Geschichten machen aus Ohren Augen (chinesisches Sprichwort)
Zuhörer begleiten die Worte eines guten Redners mit den eigenen Gedanken, Phantasien und Bildern. Bewegt eine Geschichte ihre Zuhörer, ist das ein großer Riesenpluspunkt für den Vortragenden – die Information erreicht das Herz der Zuschauer und verbindet die Infos mit einem entsprechenden Gefühl.
Somit speichert sich die Information sicher in den Gedächtnissen der Zuschauer und bleibt länger in Erinnerung, als trockene Fakten oder logische Argumente.
Seit Menschengedenken lieben wir Geschichten. Alle Kinder werden mit Geschichten groß. Wir lernen als Kinder durch Geschichten das Leben kennen. Kinderbücher, Märchen und Gutenachtgeschichten helfen uns, die Welt zu verstehen. Damit bauen wir unser Bild der Welt zusammen. Die Geschichten, die wir hören, formen unsere Werte und machen uns zu dem, was wir sind.
Waren Sie mal mit einem Kind im Kindertheater? Sassen Sie mal mitten im Publikum und um sie herum standen 600 aufgeregte und schreiende Kinder auf den Stühlen? Dann wissen Sie, wie emotional Kinder auf das Bühnengeschehen reagieren und wie sie sich in den Verlauf einer Geschichte hineinziehen lassen.
Diese Fähigkeit bleibt uns unser Leben lang erhalten: Ob wir in der U-Bahn Zeitung lesen und unsere Station verpassen, im Kino Taschentücher brauchen oder ob wir mit einem Roman, oder dank der neuen Netflixserie unsere Abende gewichtsfördernd auf der Couch verbringen – uns schlägt die persönliche Identifikation mit dem Helden, der Heldin in Bann.
Mit dem Helden leiden
Und damit auch die Widrigkeiten, die sich ihm in den Weg stellen. Die Probleme und Hürden, die er zu meistern hat. Der schillernde Gegner, der ihm stets auf den Fersen ist und ihn ständig herausfordert. Uns fesselt der Lösungsweg, den unser Held einschlägt. Die inneren Konflikte, die daraus resultieren.
Wer ihn auf seiner Heldenreise begleitet. In wen er sich verliebt, was ihm dann noch alles Überraschendes widerfährt und wie er sich dadurch verändert.
Wir fühlen, leiden, kämpfen und hoffen mit unserem Helden. Diese Elemente bauen eine Spannungsbogen auf und füttern die Dramaturgie, die eine gute Geschichte ausmacht. Jedes Hollywooddrehbuch folgt dieser Struktur der Heldenreise.
An dieser Struktur, an diesen Kriterien können Sie sich orientieren, wenn Sie mit Storytelling Ihren Fachvortrag lebendig gestalten wollen. Jede/r von uns hat im Leben und beruflichen Alltag mit Schwierigkeiten zu kämpfen und versucht sie, auf seine/ihre Art und Weise zu lösen. Und dieser steinige Weg – konkret, detailliert, anschaulich und persönlich erzählt – hat das Potential für eine gute Geschichte.
Gute Geschichten sind klar
Eine gute Geschichte muss nicht kompliziert sein, im Gegenteil: Sich auf das Wesentliche zu beschränken, ist mehr. Verschiedene Erzählstränge, zu viele Charaktere oder ungenau erzählte Ereignisse können den Zuhörer verwirren und ablenken. Er muss nachdenken und sich in der Geschichte neu orientieren. Dabei verliert er den emotionalen Kontakt zum Kern der Geschichte.
Wenn Sie mehrere Erzählstränge miteinander verbinden wollen, achten Sie darauf, dass Sie alle Informationen und Verknüpfungen, sowie die Anfänge und Enden der Seitengeschichten vorausschauend im Kopf haben. Hohe Kunst ist: Durch die Verbindungen der Geschichten eine eigene Dramaturgie zu entwickeln!
Geschichten beweisen Fachkompetenz
Wie haben Sie oder der Protagonist Ihrer Geschichte die Feuerprobe gemeistert? Welche Veränderungen, welche Entwicklungen haben Sie durchgemacht? Klug gewählte Lösungsschritte und ein Welche Hindernisse gab es, was ich alles versucht habe und wie ich letztendlich auf die richtige Lösung gekommen bin sind ein stichhaltiger Beweis für Ihre Fachkompetenz und Autorität. Das wirkt wahrhaftig, glaubwürdig und gibt Ihrer fachlichen Botschaft eine menschliche Komponente.
Was haben Sie aus Ihrem Abenteuer gelernt? Mit dem gemeinsamen Fühlen und Erleben teilen die Zuhörer nicht nur Ihr Leiden, sondern auch Ihren Lerneffekt. Und das ist auch das Besondere am Storytelling: Während das Publikum unterhalten wird, lernt es dazu.
Und vergessen Sie nicht: Ihre Geschichten brauchen immer einen klaren Bezug zu Ihrem Thema und Inhalt. Der Transport der Botschaft sollte im Vordergrund stehen. Verschiedene Geschichten aneinander zu reihen, nur um des Erzählens willen – besser nicht!
Rhetoriktipp 1. Der Held nimmt den Zuhörer an die Hand
Erst wenn mich eine Hauptperson so interessiert, dass ich sie auf ihrer Reise begleiten will, dann bin ich am Haken. Geben Sie Ihren Zuhörern Gründe, um sich auf Ihre Hauptperson einlassen. Bestenfalls sind Sie der Held, die Heldin Ihrer Story.
Zeigen Sie sich als Mensch mit Hoffnungen, Nöten, mit Stärken und Schwächen und ähnlichen Bedürfnissen wie Ihre Zuhörer. Damit stellt sich schnell eine persönliche Verbindung und das Gefühl der Gemeinsamkeit her.
Rhetoriktipp 2. Die Lebensumstände stimmen
Wir identifizieren uns am ehesten mit Menschen, die uns ähnlich sind oder deren Lebensumstände wir gut einschätzen können. Persönliche Schicksale wirken glaubwürdiger und emotionalisierender als unkonkrete Schilderungen einer bekannten Persönlichkeit, deren Leben mit dem unsrigen nichts zu tun hat.
Rhetoriktipp 3. Das Publikum glaubt den Hochs und Tiefs
Alles, was in Ihrer Geschichte passiert, wird von Ihren Zuhörern mit den eigenen Erlebnissen und Vorstellungen, wie etwas sein könnte, verglichen. Nur wenn diese beiden Komponenten zusammenkommen, lassen sich die Zuschauer emotional auf die Situation ein.
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