Wie Sie mit Zuckerbrot und Peitsche das Publikum Ihrer Präsentation in Atem halten

von Birgit Schürmann

Wie Sie mit Zuckerbrot und Peitsche das Publikum Ihrer Präsentation in Atem halten

Ich lebe in Berlin. Und mein Lieblingskaufhaus ist das KaDeWe. Ich bewundere, wie es sich immer wieder neu erfindet. Vor 2 Monaten bin ich hin, ich suchte eine neue Tasche. Sie soll nicht nur gut aussehen, mein iPad soll reinpassen und mindestens 3 Fächer soll sie haben. Damit ich - wenn ich von Zuhause losgehe - schnell überprüfen kann, ob Geldbeutel, Handy und Schlüssel mit von der Partie sind. 

Ich mache mich auf eine längere Suche gefasst, aber zu meinem Erstaunen werde ich schnell fündig. Eine schöne Tasche von einem jungen Berliner Label, obendrauf prangt kein Logo, es gib übersichtliche Fächer und das iPad passt locker rein.

Trotzdem murmel ich in Richtung Verkäuferin sowas wie: Ich möchte noch weiter gucken.

Und dann sehe ich SIE! In diese Tasche passt das iPad gerade mal mit Ach und Krach hinein. Fächer? Vergessen Sie es! Sie besteht nur aus einem einzigen, großen Fach. Aber sie sieht sooo gut aus, tja und was soll ich sagen: die Tasche macht mich cool. Sie ahnen schon, was ich passieren wird: ich ziehe mit der Tasche umgehend zur Kasse los.

Warum ich sie kaufe? Meine Phantasie liefert mir rasend schnell Bilder. Bilder von Situationen, in denen ich gutaussehend und cool mit dieser Tasche auftauche. Und diese Bilder beflügeln mich emotional.

Ich kaufe die Tasche also nur aus emotionalen Gründen. Mir ist sonnenklar: Das ist eigentlich gar nicht die Tasche, was Du gesucht hast. 

 

Emotionale Reden

Meine Emotionen lenkten meine Aufmerksamkeit, meine Entscheidung und dementsprechend meinen Kauf. Was bedeutet das für Ihre Vorträge und Präsentationen? Wollen Sie mit Ihrer Präsentation ein Produkt verkaufen, Menschen mit Ihrer Rede inspirieren oder für Ihre Argumente zugänglich machen, dann bringen Sie Ihre Zuschauer in Wallungen. Erzeugen Sie Emotionen.

Wenn Sie meinen Blog schon eine Weile lesen, dann wissen Sie, dass Sie von mir Rhetoriktipps bekommen, wie Sie Ihre emotionale Inszenierung verstärken. Ich rate Ihnen dazu, die Emotionen ihrer Zuschauer durch Bilder zu beflügeln.Empfehle Storytelling, eine bildhafte Sprache oder Live-Events.

Anfänge eines Vortrags, mit denen Sie Ihre Zuschauer sofort emotional in Bann ziehen. Schlussworte, die nachhaltig in den Köpfen Ihrer Zuhörer hängen bleiben oder überraschende Gänsehaut-Momente.

 

Moderne Sehgewohnheiten 

Wollen wir auf einer Bühne bestehen, dann sollten wir von den modernen Medien lernen und uns auf die Sehgewohnheiten unserer Zuschauer einstellen. Wir haben ein Publikum vor uns, dass täglich Bilderfluten sortiert. Dass ganz fix entscheidet: Was ist wichtig und was ist überflüssig?

Vergleichen wir die heutigen James Bond Filme mit einem Bond der 70ziger, dann fällt sofort auf, dass Filme von heute wesentlich schneller geschnitten sind. Die Szenen sind kürzer und wechseln rasant. Warum? Weil wir uns heutzutage viel schneller langweilen. Dem müssen wir als Redner entgegenwirken: Mit emotionalen Wechseln, die unser Publikum in die unterschiedlichsten Emotionen werfen.

 

Kontraste wie Zuckerbrot und Peitsche

Spannende Filme leiten unsere Gefühle. Regie und Schnitt wechseln häufig die Emotionen und setzen auf harte Kontraste: Zwischen zwei Actionszenen eines modernen James Bonds legt der Cutter des Films mit Sicherheit einen witziger Schlagabtausch unter Kollegen, eine knisternden Begegnung mit der heißen Darstellerin des Bond-Girls oder eine schmerzhafte Kindheitserinnerung.

Denn emotionale Rhetorik besteht nicht nur aus positiven Emotionen - sie braucht auch die dunklen Seiten. Schmerz, Zorn, Angst oder sogar ein Schock sind wirksame Mittel, wenn Sie mit Ihrem Vortrag, Ihrer Rede das Publikum leiten, bewegen oder aufzurütteln wollen.

 

Rhetoriktipp 1. Was lösen meine Präsentationsmethoden aus?

Durchdenken Sie Ihre rhetorischen (Stil) Mittel und Präsentationsmethoden. Ihre Inszenierung, Ihre Präsentationsfolien, Ihre Bilder, Ihre Argumente und Ihre Geschichten und fragen sich: Was löst welche Emotionen aus? In welcher Reihenfolge ordne ich sie an?

 

Rhetoriktipp 2. Wie sollen sich Ihre Zuschauer nach der Präsentation fühlen?

Starten Sie Ihre Vorbereitung auf einen Vortrag, notieren Sie sich die Antwort auf die folgenden Fragen: Was sollen meine Zuschauer nach meinem Vortrag, meiner Rede fühlen? Was sollen sie denken? Wozu möchte ich sie auffordern? 

 

Rhetoriktipp 3. Setzen Sie Kontraste 

Kontraste sind ein beliebtes rhetorisches Mittel, um Emotionen zu verstärken. Erklären Sie einen komplizierten technischen Vorgang, dann können Sie danach Ihr Publikum mit etwas Leichtem oder Erheiterndem verwöhnen. Stiegen Sie einen humorvoll in Ihren Vortrag ein, dann vertragen Ihre Zuhörer jetzt tiefsinnige Kost.

Oder Sie stellen plakativ Gegensätze auf - die Antithese ist das beliebteste Mittel der politischen Rede. Stellen Sie Gut gegen Böse, Sicherheit gegen Angst sowie profitabel gegen verschwenderisch.

 

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