von Birgit Schürmann
Wie Sie unterhaltsam Zahlen präsentieren
Mit Zahlen den Nerv des Publikums treffen
Einerseits ist es wichtig und sinnvoll, Zahlen zu präsentieren. Zahlen, Daten und Fakten sollen Argumente des Vortrags unterfüttern und Sachverhalte erklären.
Andererseits müssen die Zuschauenden auch etwas damit anfangen können, denn sonst ist die ganze Datensammlung, die mühsam zusammengetragen wurde, für die Katz. Die Arbeit war umsonst, weil die Zuschauenden wegschlafen.
Egal, in welcher Branche Sie arbeiten: Zahlen aussagekräftig und interessant zu präsentieren, ist eine Herausforderung.
Verschenken Sie diese Chance nicht.
Wnn Sie Ihre Zahlen geschickt inszenieren, treffen Sie den Nerv Ihres Publikums. Gut in Szene gesetzt, können Zahlen Betroffenheit auslösen. Bringen Sie gute Beispiele und witzige Assoziationen, nehmen Sie sogar Bewunderung mit nach Hause. Und: es untermauert Ihre Fachkompetenz. Weil Sie über Ihre fachlichen Inhalte hinaus denken und in komplexere Zusammenhänge einordnen können.
Was hat die Zahl mit Ihren Kunden zu tun
Ein Beispiel: Was macht den Unterschied zwischen einem Smartphone mit 128 GB oder 1 TB aus? Mittlerweile habe ich ein Gefühl dafür, wieviel es ist, was mir reicht, was viele Daten wegzieht. Als vor Jahren die Speicherkapazität der Smartphones Thema wurde, fragte ich mich: Wie viel brauche ich denn überhaupt? Das Marketing der Mobilfunkanbieter handhabt es sehr geschickt und rechnet die GBs für uns Kunden klein.
Sie machten sich über die Welt ihrer Kunden Gedanken: Was wollen die meisten, neben telefonieren, googeln, Mails abrufen und WhatsApps schreiben? Aha, sie wollen auch Fotos machen, Musik hören, Videos gucken, Apps draufladen.
Dann lieferten Sie uns ganz konkrete Zusammenhänge, genaue Zahlen zu unserer Welt, zu unserem Leben: wie viele Fotos können wir speichern? Wie viele Songs können wir runterladen und wie viele Stunden Videos gucken?' Das Marketing hat die GBs für uns Kunden in kleine und verständliche Einheiten aufgeteilt, damit wirklich jeder was damit anfangen kann und es auch der letzte Kunde versteht.
Die Welt Ihrer Kunden
Je komplizierter der Inhalt Ihres Vortrags, je komplexer die Vorgänge, die Sie beschreiben, desto mehr haben Sie davon, wenn Sie rhetorische Mittel nutzen, um die Inhalte verständlich rüber zu bringen. Rhetorische Mittel wie Vergleiche, Gleichnisse und Analogien. Was meine ich damit?
Ein Beispiel: 2015 ging ich mit den ersten Folgen meines Podcasts Rhetorik, die im Kopf bleibt online. Damals fragte man mich noch oft: Was ist denn ein Podcast?
Auch mein Vater fragte. Um es zu erklären, suchte ich nach einem Bezug zu seinem Leben und antwortete: “Ein Podcast ist wie eine besprochene Kassette im Internet, die kannst Du da anklicken und anhören“. Er verstand die Analogie sofort.
Mit dem Gleichnis verglich ich Dinge, die in einer ähnlichen Struktur zueinander stehen. Ein System, das in einem vergleichbaren Zusammenhang steht, auch wenn sich ein paar Merkmale unterscheiden.
Verschiedenen Welten in einem Atemzug
Warum nicht komplexe Vorgänge mit Entfernungen vergleichen, mit Zentimetern, Metern und Kilometern. Mit Einwohnerzahlen, mit Gegenständen? Mit der Höhe von Bergen, mit der Anzahl von Tieren oder der Fläche von Ländern?
Vergleiche lassen Inhalte anschaulich wirken. Wenn Sie die Zahlen und Daten Ihrer Präsentation mit Bildern vergleichen, die man normalerweise nicht in einen Zusammenhang setzen würden, die in unserer Welt überhaupt nichts miteinander zu tun haben, dann kommt das humorvoll rüber, witzig und es macht Spaß, Ihnen zuzuhören.
Vielleicht denken Sie jetzt Ah,nee, dass wirkt albern oder Frau Schürmann, Sie müssen wissen, so macht man es bei uns nicht!. Wenn Sie die Welt Ihrer Zielgruppe kennen, in deren Bildsprache unterwegs sind, dann können Sie wirklich alles vergleichen. Wenn Sie das Wording, die Wortwahl Ihrer Zuhörenden treffen, wenn Sie ihre Sprache sprechen, dann wirken Ihre Beispiele absolut authentisch und businesskonform.
Passende Bilder für hohe Zahlen
Je größer Zahlen werden, desto schwieriger wird es für uns, die Zahlen in Relation zu setzen. Sie fühlbar werden zu lassen. Ab einer gewissen Höhe können wir uns die Menge nicht mehr konkret vorstellen. Das sind abstrakte Nullen, die in unseren Köpfen keine Bilder hervorrufen. Die Zahl löst kein Gefühl in uns aus und verpufft wirkungslos.
Datenmonster werden gezähmt, indem Sie in Ihrer Präsentation passende Bilder vorschlagen.
An der Goethe-Universitität in Frankfurt am Main lehrt Professor Matthias Ludwig Didaktik in der Mathematik. Er hat für 1 Billion Euro schöne Analogien, tolle Bilder gefunden, die den riesigen Betrag lebendig werden lassen. Er hat sich ebenfalls gefragt: Was für einen konkreten Bezug haben 1 Billion Euro zum Leben meiner Zuhörer?
1 Billion sind tausend Milliarden. Eine Million Millionen. Um 1 Billion greifbar zu machen, hat Matthias Ludwig sie in 50er umgerechnet. Ein 50 Euro-Schein ist für uns eine bekannte Größe, hat Bezug zu unserem Leben. Den können wir in die Hand nehmen und wir wissen, was wir dafür bekommen. Es ist der häufigste Schein, der sich im Umlauf befindet.
Eine Billion sind 20 Millionen 50 Euro Scheine. Okay, das ist immer noch schwer vorstellbar. Aber legt man diese 20 Millionen Euro Scheine der Länge nach hintereinander auf, dann kann ich dieses Band aus 50 Euro Scheinen 70 Mal um die Erde wickeln.
Oder 4 Mal zum Mond und zurück spannen.
Das gesamte deutsche Autobahn Netz hat eine Länge von mehr als 13.000 km. Angenommen, dieses Autobahnnetz wäre komplett 3-spurig ausgebaut, dann könnten wir die Autobahn samt den Standstreifen und Leitplanken mit den 50zigern bekleben. Und: wir hätten sogar noch genügend Scheine für die Schweiz und Österreich über.
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